Friederike „Fritzi“ Lukan
1929 - 2020

Nun ist auch Fritzi von uns gegangen, sechs Jahre nach dem Tod ihres Charly ist sie ihm nachgefolgt. Sie hat ihn sehr geliebt, so, dass sie kurz nach seinem Tod zu Lore und mir gesagt hat: „Wisst ihr, ich bin froh, dass der Charly vor mir gestorben ist, ohne Hilfe wäre er so allein gewesen...“ Sie war eine sehr tapfere Frau. Nicht nur am Berg, wo sie oft auch am „scharfen Ende“ des Seiles zu finden war zu einer Zeit, wo sich das für eine Frau eigentlich gar nicht gehört hat. ln die Bergsteigergruppe des Österreichischen Gebirgsvereins genommen zu werden, war für eine Frau unmöglich. Die Statuten sahen es einfach nicht vor. Erst in einem kleinen Festakt wurde sie einige Jahre vor ihrem Tod in unsere Kletter-und Bergsteigerzunft aufgenommen. So hat sich die Zeit verändert - wer kann sich die BG heute ohne Frauen überhaupt noch vorstellen...?

Lore und ich erinnern uns gerne an gemeinsame Wanderungen in den Hausbergen oder bei Besuchen in Niederösterreich in unserem Häuschen, von dem aus wir die eine oder andere Sehenswürdigkeit der Umgebung besucht haben. Beim Esstisch steht ein Bild aus meiner Jugendzeit, das Fritzi mitgebracht hat und zu dem sie geschrieben hat: „Du auf dem Hahnenkamm - das ist das erste Bild von meinem Vortrag: Kleine Frau auf großen Bergen. Ich hoffe, es gefällt Dir so gut wie mir - du putzt den Hahnenkamm richtig auf!“ Was für ein Kompliment!

In den letzten Jahren war sie öfters krank, zuletzt durch die Coronaproblematik sehr stark isoliert. Aber immer wieder konnten wir sie noch erleben bei ihren Vorträgen, in denen sie wieder jung wurde und uns mitnahm zu ihren Erlebnissen in voller geistiger Frische. Das letzte der vielen Bergbücher der Lukans - Fritzi hat alle Bücher in das Reine getippt - hat sie gemeinsam mit Charly zu ihren ersten Erlebnissen zurückgeführt und mit der Gegenwart verknüpft in: „Kleiner Mensch auf großen Bergen“. Nochmals erleben wir sie als integrierte, integrierende Bergsteigerin im Kreis der Helden der Charly-Bücher, im Kreis von Schwanda, Hausner, Schuster und der Anderen. Sie, immer unverwüstlich, die oft noch „was klettern“ wollte, wenn die Anderen nach der Tour eigentlich ganz zufrieden waren und lieber bei einem Bier saßen. Fritzi, so bleibst Du doch noch bei uns, können wir von Dir noch nachlesen, was wir vielleicht schon wieder vergessen haben, was Du in Deinen Vorträgen uns erzählt hast. Du warst eine der Großen, die am Tisch eines Anderl Heckmaier, eines Peter Habeler und der anderen saßest, wenn man sich zu Weihnachten traf.

Wir werden Dich nicht vergessen.

Bruno Klausbruckner

Originaltext erschienen in Gebirgsfreund Nr. 4/2020
Bruno Klausbruckner ist Gründungsmitglied des Vereins „Menschenwege - Götterberge. Erinnerung an Herbert Tichy“ und dessen Kassier.